12. Etappe:Altenriet – Bebenhausen

Video: Etappen 12+13

Checkliste

RegionFildern & Schönbuch
Länge20,4 km
rauf & runter↑ 370 m, ↓ 410 m
GPX Track12.gpx
Datum07.05.2022

 

Wandernotizen

Wie befürchtet gestaltet sich meine Anreise umständlich und zeitintensiv. Ich kann wählen: Entweder relativ direkt unter Einbezug zahlreicher Buslinien, oder aber nur eine einzige Busline, dafür aber eine lange Bahnfahrt in einem unsinnig weiten Bogen; Zeitlich kommt beides gleich: An die 3 Stunden werden für lediglich 24 Kilometer benötigt. Ich entscheide mich für die mit weniger Umstiegen behaftete Variante mit der Bahn und nur einer Busverbindung, welche zu meiner Überraschung perfekt gelingt; Ich löse hierfür noch zu Hause ein VVS Tagesticket, welches der Busfahrer auch kontrollieren möchte; Komisch, auf der vergangenen Busfahrt in dieser Region hatte sich niemand um ein Ticket geschert… Später erfahre ich, dass an diesem Tag eigentlich sämtliche Fahrten im VVS-Bezirk kostenlos waren: Der Handel hatte einen solchen Samstag initiiert um Kunden nach Stuttgart in ihre Läden zu locken; Die Aktion war wohl ein voller Erfolg. Sollten nur eben nur auch noch die Verkaufsstellen, Busfahrer und ich hiervon erfahren…

Mich erwarten sowohl heute, als auch morgen jeweils 20 Kilometer. Perfekt um neues Material zu testen. Und da ich solches vorliegen habe, dürfen unter anderem Spencos "Ground Control" Einlegesohlen in meine Leichtwanderstiefel, sowie Socken von Rohner an meine Füße – heute die Variante "Trek-Power" mit "Biokeramik"; Was immer Keramik in einer Socke soll, der Hersteller scheint hiervon überzeugt zu sein. Ich bin gespannt, doch eine bewährte Alternative kommt vorsichtshalber auch mal mit.

Noch während ich dabei bin meinen Rucksack zu schultern spurtet ein Mädel mit gefülltem Mehrtagesrucksack an mir vorbei, und die an diesem befestigte Muschel weist sie als Pilgerin auf dem Jakobsweg aus. Doch statt zu plaudern: Mein Weg führt sogleich zu einer großartigen Aussicht, die auf den ersten Kilometern immer wieder faszinieren sollte. Doch an einer Freifläche frage ich mich: Wo ist sie hin? Bin ich derart langsam? Nun ja, Zeit habe ich, und vermutlich muss sie Strecke machen.

Meine Wegetüftler ziehen an diesem Tag alle Register: Fernblicke, Waldpfade, Wiesenwege, Freiflächen, Wälder, flach, hügelig – heute wird wirklich alles geboten und gut durchmischt. So macht das Spaß. Mit Rübgarten ist der Schönbuch erreicht: Das Heimspiel in meinem Hauswald beginnt, die nun folgenden Wege kenne ich vollständig. Immer wieder spannend für mich: der Herecura Bildstein; Diesen römischen Bildstein kenne ich seit vielen Jahren, und der stetige Wandel über die Zeit zeigt eindrücklich, wie die Natur selbst auf solche Steine Einfluss zu nehmen vermag. Weiter geht es zur Viereckschanze. Welch herrlicher Tag, welche schöner Wald, welch wunderschöner Weg, welch … Stopp:

Die Jakobser dürfen hier ja gar nicht her, die müssen all dies hier abkürzen! Mir wird bewusst: Der Jakobsweg steuert zwar seit Tagen viele meiner Zielorte souverän an (und übernimmt auch zahlreiche Routen meines Weges), kürzt aber sehr viele tolle Flecken einfach ab. Ich denke noch "die Armen, die verpassen ja so viel", doch letztlich: Deren Weg ist zielgerichtet, und das soll genau so sein: Ursprung und Kern des Pilgerns ist schließlich unter übelsten Anstrengungen zu Kreuze zu kriechen, und nicht wie ich Gottes Schöpfung zu preisen. Fein, macht mal; Diese Highlights nicht zu erfahren ist für Jakobser Feature, nicht Bug. Ich aber würde das als Mangel bezeichnen.

Zwischenzeitlich sind die bekannteren Wege vor allem von Zweirädern und ihren Besitzern gut frequentiert. Kurz vor meinem Ziel Bebenhausen darf ich den bevölkerten Weg entlang des Kirnbachtals verlassen, und abermals Aufsteigen: der Olgahain will auch noch besucht werden. Und hier begegne ich wieder einem alten Bekannten, dem Hauptwanderweg 5. Damals bin ich hier einfach bis Tübingen durchgelaufen, dieses mal ist nach dem folgenden Abstieg Schluss: Bebenhausen ist erreicht.

Meine Neuausstattung an den Füßen hat sich mehr als wacker geschlagen: Nie dämpften Schuheinlagen besser (und ich habe sehr viele getestet), und nie war eine Socke nach einer solchen Tour trockener; Dabei war der heutige Tag für dieses Material eine klare Herausforderung, gab es doch nicht nur angenehm weichen Wanderbelag, sondern auch harten und groben Schotter, Asphalt, gepflastertes, und: Wärme. Mal hören, was die Füße nach dem nächsten Tag berichten, heute sage ich jedenfalls: Wow.

In Bebenhausen übernachte ich. Es wäre zwar kein Problem in den Bus zu steigen um kostengünstig zu Hause zu nächtigen, aber es fühlt sich einfach anders an statt zwei Wandertagen eine Mehrtagestour zu unternehmen. Und meine Unternehmung erhält auf diese Weise etwas mehr Ruhe. Mein Zimmer im Landhotel Hirsch ist schnell bezogen, doch leider ist das Restaurant heute vollständig ausgebucht. Doch sicher dürften gegen 20 Uhr die ersten Gäste gespeist haben, und Tische frei werden. Ich habe also ein wenig Zeit, die ich sinnvoll nutzen mag:

Ich starte eine Tour durch Bebenhausen; Die Tagesgäste müssten nach Hause entschwunden sein, und ich erwarte somit unbeschwert filmen können. Doch weit gefehlt: Die Kulisse wird von Gruppen nun unter gleichem Aspekt genutzt um vermeintlich die Kniffe der Hochzeitsfotos zu erlernen – und so sind die schönen Winkel auch weiterhin besetzt. Ein paar Aufnahmen erreichen dennoch meine Actioncam.

Zurück im Hotel erfahre ich, dass kein Esser heute gewillt ist den Tag zu beschließen, die Tische bleiben auch gen 21 Uhr ohne ein Indiz auf ein mögliches Ende noch vollständig belegt. Und so wird mir angeboten mein Essen auf dem Zimmer serviert zu bekommen. Okay, diesen Hauch von Hollywood hatte ich noch nicht. Ich beschließe mich auf nur einen Gang mit nur einem Getränk zu begrenzen; Leider, denn ich erwarte hier extrem leckeres. Und trotz meiner gehobenen Erwartung: Ich werde aufs Positivste überrascht; Mein Essen ist in jeder Hinsicht weit im Bereich der Sterneküche. Jeder Bissen zum dahinschmelzen, und selbst mein Apfelschorle ist von einer mir völlig unbekannten Dimension. Lange suchte ich nach einer Alternative zum legendären, aber leider geschlossenen Gourmettempel Feiler in Muggendorf – hiermit scheine ich ihn gefunden zu haben.

Bilder

Etappe 12: es beginnt mit Ausblick Etappe 12: immer wieder der Albtrauf am Horizont Etappe 12: schöne Wiesenwege Etappe 12: Wiesen & Felder Etappe 12: im Schönbuch


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