8. Tag:Monzel – Neumagen-Dhron
Checkliste
Länge | 12,0 km |
rauf & runter | ↑ 360 m, ↓ 430 m |
GPX Track | 08.gpx |
Datum | 29.06.2015 |
Wandernotizen
Eigentlich war das schon schlau ausgetüftelt: Steigen wir zum Übernachten erst gar nicht ab, fällt der Ausftieg auf den höchsten Punkt unserer Tour geringer aus. Der allmorgendliche Aufstieg ist aber auch heute wieder zufriedenstellend. Zwar gibt es oben gar keinen Blick auf die Mosel (jener höchste Blick war am Calmont), aber die andere Blickrichtung ist ebenfalls traumhaft: Die Eifel. Wenn da nur nicht eine Bremse mir in die Unterlippe beißen würde … sehr unlustig das. An der Weißlei gibt es wieder einen herrlichen Blick auf die Mosel. Der Moselsteig will oben bleiben, doch der Römersteig soll ein schöner Weg bergab sein und viel besser zu unserem Ziel führen. Und so biegen wir auf diesen in den örtlichen Wandervorschlägen erwähnten Wanderweg ein. Okay, der scheint nicht sooo häufig begangen zu werden… Der Untergrund lässt sich noch am ehesten mit schräg geschichtetem, losen Schieferschotter beschreiben, auf dem sich auch ohne viel Übung gekonnt bergab gleiten lässt. Eine angrenzende Hangkante trägt hierbei auch nicht so richtig zum Wohlbefinden bei, und die stellenweise vorhandene Sicherung bestehend aus Gummischnüren ist zwar kreativ, aber nicht zielführend. Teils ist der Weg nicht mehr erkennbar, und ich muss immer wieder dessen Verlauf via GPS prüfend suchen. Das Ende dieses abenteuerlichen Weges führt uns aus dem Wald heraus auf einen Weinbergweg. Dort ist aber zunächst ein gutes Stück zugewuchert, und mangels Machete kratzen wir uns durch die Brombeeren und brennen uns durch die Brennnesseln; Brennnesseln sollen gegen Rheuma helfen, das Problem haben wir auf Lebenszeit gelöst. Es findet sich eine herrlich gelegene Bank im Schatten, wir schnaufen durch. Es ist wie die Tage zuvor entsetzlich heiß, der Wetterbericht meint es würden die kommenden Tage langfristig gar an die 40° gehen, und in diesen Schieferweinbergen darf man laut einem Winzer gerne auch noch 10 bis 15° dazurechnen. Glauben wir gerne, auch wenn wir den Aufschlag nicht ganz so hoch beziffert hätten. Aber heute und hier ist klar: Bei diesen Temperaturen ist das Fernwandern in den Moselhängen geradezu fahrlässig. Wir werden unsere Wanderung abbrechen, aber Trier und die Porta Nigra wollen wir dennoch erreichen: Mit dem Bus soll es morgen nach Trier gehen. Dazu kommt, dass sich bei mir eine Kalkschulter bemerkbar macht, da sollte gekühlt und nicht weiter geheizt werden. Unser schattiger Pausenplatz wird zunehmend unangenehm zum Verweilen, und wir steigen vollends ab gen Neumagen-Dhron. Auf der Suche nach einer Bleibe werden wir am Weingut Schneider-Kettern angesprochen und erfolgreich abgefangen, hier haben wir ein schönes Quartier für die Nacht. Völlig platt und durchgeglüht bewundern wir noch das Örtchen, sein Weinschiff sowie dessen schwimmende und motorisierte Nachempfindung, und auch ein Eis findet seinen Weg zu uns. Hinsichtlich Abendessen gibt es heute in dieser Ortschaft kaum eine Wahl, und so geht es gehoben Essen. Tun wir eigentlich auch gerne, aber hier ist das eher gewollt als gekonnt. Nicht, dass das Essen schlecht gewesen wäre, aber es bereitete auch schlicht keine Freude. Ein richtig gutes Essen aber macht glücklich, egal wie einfach es sein mag. Und verspricht man mir gehobenes, so erwarte ich eigentlich zumindest beim ersten Bissen ein gedachtes „Wow!“, und nicht ein „ja, ist ganz lecker“. Einen gute Teil versucht man mit Eindrücken abseits des Tellerinhaltes zu erhaschen, aber auf am Tisch kredenztes sowie modern-vornehme Polster verzichte ich gerne. Selten so überteuert gegessen, und das in einer Region die sonst bei Essenspreisen ausgesprochen günstig ist. Anyway, die Weine an unserer Unterbringung gefallen, und plaudernd mit unserem Gastgeber und einem stets gefülltem Weinglas geht auch dieser Tag zu Ende.