4. Etappe:Niederstetten – Langenburg

Video: Etappen 4-6

Checkliste

RegionHohenlohe
Länge27,3 km
rauf & runter↑ 650 m, ↓ 540 m
GPX Track04.gpx
Datum23.10.2021

 

Wandernotizen

Ende Oktober finden sich abermals drei Tage Zeit: von Samstag auf Montag. Das Wetter soll zwar erfrischend bleiben (maximal 10°C – und sogar erste Minusgrade soll es geben), aber immerhin soll die Sonne hin und wieder als Gegenspieler in Erscheinung treten. Zwar meide ich sonst Sams- und Sonntage, aber besser als nicht zu wandern ist so ein Wochenende allemal.

Am Bahnhof in Böblingen kränkelt und hustet ein kleiner Junge auffallend, doch der Vater beruhigt die Anwesenden: Das ist noch ganz unbedeutend und frisch, erst seit heute morgen ist das so, erst gestern ging das los; Bei der aktuellen Pandemie kann man exakt das nur als fahrlässig bezeichnen. Aber jene Truppe nimmt zum Glück einen anderen Zug gen Stuttgart. Ich treffe sie aber am Stuttgarter Bahnsteig gen Crailsheim wieder… Dort werde ich außerdem auf meinen Regenschirm angesprochen: Ob ich denn mit Regen rechnen würde, werde ich belustigend gefragt. Nein, in Stuttgart heute sicher nicht, da solls trocken bleiben – aber meine Vorhersage besagt 40+20+20 = 80 Prozent Regenwahrscheinlichkeit. Ach, ich gehe also wandern? Nein, bei meiner Erscheinung bin ich wohl eher Bankmitarbeiter. Doch wie kommt man auf die Idee, das Reisende am Bahnhof Stuttgart alle auch in Stuttgart verbleiben wollen?

Die heutige Etappe wird als ambitioniert, aber nicht kürzbar beschrieben. Der frühest mögliche Start um 10:30 Uhr mit Sonnenuntergang gegen 18 Uhr bei 27 Kilometer Wegstrecke zuzüglich genügend Höhenmeter fordern einen entschlossenen Schritt und den stetigen Blick auf das Zeiteisen; Sehenswürdigkeiten wie ein Schloss am Ortsende mögen andere aufhalten, mich nicht. So der Plan, doch mich erwartet zunächst ein ordentlicher Aufstieg – und ein solcher hält freilich auf. Oben angelangt gelange ich zu einer imposanten Eiche mit wunderschöner Rastmöglichkeit. Es gibt durchaus ein paar Konstanten beim Fernwandern – eine hiervon ist diese: Tolle Rastplätze kommen stets viel zu früh, und wenn man solche herbeisehnt kommt so lange keine mehr, bis man bereits aufgegeben, und auf freiem Feld gerastet hat.

Schloss Bartenstein ist rasch erreicht, und die dortigen Treppen hinab nach Ettenhausen könnte man fast schon spektakulär nennen; Doch wohl jedem Fernwanderer will bei Treppen einfach nie so richtige Begeisterung aufkommen, so dass die Würdigung dieser Stufen entfällt. Der Weg insgesamt ist zwar schön und bietet viele weite Blicke, doch dies leider auch mit viel Asphalt unter den Füßen; Wobei Matsch durchaus für ausreichend Abwechslung sorgt.

Gen Unterregenbach gesellt sich der Kocher-Jagst-Trail hinzu, und es bieten sich herrliche Aussichten ins Jagsttal. Viele neuere Wandertouren scheinen einfach den Wegverlauf des Schwäbischen Albvereins übernommen zu haben – ist ja auch richtig Arbeit selbst so etwas zu wuppen. Die Lorbeeren des Albvereins heimsen heute andere ein.

Für diese – sowie einige der nachfolgenden – Etappen hatte ich bei meiner Vorbereitung unterschiedliche Tracks gefunden. Und immer, wenn sich diese Gabeln, entpuppt sich stets der längere Weg als der richtige. Oft genug erweisen sich jedoch alle gefundenen Varianten als gleichermaßen unzutreffend; Und obwohl zum Beispiel der Track des Albvereins mit dem Gütesiegel „Stand 10/2020“ aufwartet – der Trail verlief jenseits 10 Jahre sicher nicht mehr an dieser Stelle. Schon die ersten GPX-Tracks dieses Weges waren vermutlich nur Theorie, und wurden nicht real erwandert (wie bei vielen andere Trails auch). Der Rest ist Copy&Paste. Traurig.

Die Holzbrücke über die Jagst gefällt, doch der zwangsweise folgende Anstieg weniger: Auf diesen letzten vier Kilometern merke ich, dass meine Kräfte eigentlich aufgebraucht sind. Der letzte Anstieg nach Langenburg hat es dann nochmals in sich: Ein kürzlich wütender Sturm hinterließ Baumstämme und Geäst in ausreichender Zahl für Duck- und Klettereinlagen, und das auch gerade mal 200 Meter vor der Ortschaft. Aber immerhin treffe ich noch eine volle Stunde vor Sonnenuntergang ein. Begenet bin ich an diesem schönen Samstag: niemand.

Meine gebuchte Herberge ist verschlossen, an der Türe prangen zwei Telefonnummern die man anrufen möge. Okay, kein Problem … wenn nur jemand diese Telefone auch bedienen würde. Spontan werden Erinnerungen an Oberwiesenacker auf dem Jurasteig wach… Doch statt zu verzweifeln merke ich: Die für ihre Wibele berühmte Bäckerei hat noch genau eine Minute offen, und so wandert eine Tüte hiervon in meinen Rucksack. Bald darauf erhalte ich doch noch mein Zimmer, allerdings ohne Abendessen – dabei hatte ich mich bei Buchung extra hiernach erkundigt. Mein Zimmer ist etwas … nun ja, immerhin habe ich eines. Nachdem ich gefühlt kubikmeterweise eisiges Wasser geduldig abwartete war warmes Duschen doch noch möglich, und kurz darauf bin ich gerichtet für das Abendessen in einem anderen Restaurant; Aber wo ging es hier noch gleich aus dem Gebäude raus? Auf dem Rückweg werde ich mich später fragen: Welches war denn gleich mein Zimmer? (Auf meinem Zimmerschlüssel stand dies leider nicht…); Mein Hirn war an diesem Abend Brei.

Im Hotel Post sollte man aktuell zwar 24 Stunden vorher einen Tisch reservieren, aber ich bekomme dort dennoch mein Essen; Diese Lokalität gefällt mir, und gerne hätte ich diese auch als Herberge gebucht; Nur leider waren meine dortigen Telefonversuche Tags zuvor nicht von Erfolg gekrönt. Schade! Die Kürbiscremesuppe verblüfft mit Sterne-Niveau, während Hauptgang und Nachtisch sich dann doch „nur“ auf gutem und wertigem Niveau einpegeln. Graue Burgunder erweisen sich auch in der gehobenen Kategorie nicht als meins: Zwar ist dieser hier durchaus respektabel, aber sie verbleiben stets doch ein wenig uninspirierend.

Bilder

Etappe 04: kurz nach dem Start Etappe 04: ein Stück des Weges Etappe 04: Abstieg nach Unterregenbach


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