5. Etappe:Langenburg – Braunsbach

Video: Etappen 4-6

Checkliste

RegionHohenlohe
Länge16,6 km
rauf & runter↑ 260 m, ↓ 420 m
GPX Track05.gpx
Datum24.10.2021

 

Wandernotizen

Gut geschlafen und gut gefrühstückt geht es kurz nach 9 Uhr wieder raus. Und das ist viel zu früh, denn heute stehen keine 17 Kilometer und nur wenige Höhenmeter auf dem Plan – ich muss also ordentlich trödeln. Ich beschließe „Zeit für einen Langenburger Schlossrundgang“. Doch das Schloss ist verschlossen, und da ich nicht der hier erforderlichen Schnittmenge aus Gruppe, Voranmeldung und Öffnungszeiten entspreche soll es für mich auch verschlossen bleiben. Ich stehe also viel zu früh davor in herrlichster Sonne auf gefrostetem Boden, atme klirrende Luft und Blicke in die kristallklare Ferne. Welch ein Ausblick ins Jagsttal! Und diesem darf ich sogleich einige Kilometer folgen – ganz ohne morgendlichen Aufstieg. Im Gegenteil:

Unten angekommen wird es rasch wärmer, und alsbald schlendere ich kurzärmelig. Zig Gassigeher und Spaziergänger füllen den Talweg, und zwei Mädels wünschen vor dieser heute grandiosen Talkulisse von mir auf ihrem Smartphone verewigt zu werden. Kaum verlasse ich den leichten Talweg ist der Spuk vorbei – ich habe meinen Weg wieder für mich, und die eigentlich nicht vermissten Spinnweben kehren in mein Gesicht zurück. Meine Route wartet heute sogar mit einer Umleitung auf, die sich auf Umleitungen befinden. Aber immerhin: Es gibt ausgewiesene Umleitungen; Ich kann mich spontan an keinen anderen Fernwanderweg erinnern, der dieses Feature präsentierte.

Doch dann verlassen mich die Wegzeichen. Und ich weiß: Auf meine GPX-Tracks auf dem GPS-Gerät kann ich mich auf diesem Weg ebenfalls nicht vollständig verlassen. Ich bemerke alsbald: Die Zeichen existieren schon, nur nicht mehr an den Kreuzungen der Felder eines Eigners, dort wurden sie händisch entfernt. Auch „Reverse Engineering“ bei Rückkehr der Wegzeichen bestätigt meine Vermutung: Hier will jemand keine Wanderer in seinem Gelände. Ich frage mich in solchen Fällen oft, was wohl dieser Person widerfahren ist um zu dieser Einstellung zu gelangen, doch letztlich: Es gibt Winzer die hinschreiben „hier wächst unser Lilaburgunder Blubberberg“, und es gibt Winzer die Verbotsschilder hinstellen. Die einen Weine landen im Supermarkt oder Sauerkraut, die anderen kaufe ich. Marketing, Chancen. Kann man auch vertun.

Die Gegend hingegen bietet tolle Weitblicke in herrliche Landschaften, doch so sehr ich mich bemühe: So viel trödeln wie heute notwendig kann ich gar nicht. Eine Pause muss her, sonst komme ich auch im Schlendergang schon um 13 Uhr an. An einem für mich nicht deutbaren Grenzstein steht eine Bank, und nachdem ich dort gefühlt 200 Äpfel beiseite geschoben habe ist auch eine ausgedehnte Rast möglich.

Der Abstieg gen Braunsbach ist wirklich nichts für Rollatoren: Extrem rutschig und schwierig zu begehen, und dies nicht nur weil es unglaublich steil ist und keinerlei Halt zu finden ist: Auch der kürzliche Sturm hinterließ hier Spuren. Braunsbach erreiche ich trotz aller Maßnahmen viel zu früh. Das Hochwasser bzw. die Sturzflut von 2016 zeigen hier noch immer unverkennbare Spuren: Vieles ist neu, und einiges noch in Arbeit.

Mein Hotel hat sich der 2G-Regel verschrieben: Demnach dürfen nur Geimpfte oder Genesene hinein (nicht aber lediglich getestete), dafür entfällt drinnen der sonst obligatorische Mund-Nasen-Schutz. Fein, also nix wie hinein. Drinnen läuft das Personal aber dennoch mit eben jenem Schutz herum und ich hake verwundert nach: Klar, es kommen ja Leute rein von denen man noch keinen Nachweis zu 2G gesehen hat; Ich hätte das Hotel also mit Mund-Nasen-Schutz betreten müssen, und erst nach Vorlage meines Impfpasses dürfte ich diesen ablegen. Später erfahre ich, dass dieses Hotel von den Verschwörern wegen dieser 2G-Regelung angefeindet wird; Warum man bei Anwendung jener Regelung zum Beispiel ein Nazi sein sollte wird sich sicher auch noch langfristig keinem denkenden Hirn ohne unterstützendem Drogenkonsum außerhalb dieser Szene erschließen.

Nach dem Check-in wird mir der Weg zum Aufzug gewiesen, denn sicher wolle ich nach diesen Strapazen heute nix mehr laufen. Von wegen – ich bin völlig unerschöpft, das war doch lediglich ein Spaziergang! Aber irgend finde ich Café & Kuchen habe ich mir dennoch verdient… Wobei es bei mir Tee & Apfeküchle in Vanillesoße mit hausgemachtem Eis wird. Lecker. Richtig lecker. Nur Tee gehört besser nicht in ein simples Trinkglas – man kann es nämlich erst wieder anfassen, wenn der Tee wieder (zu) kalt ist… Vorweg: Hier ist Essen Genuss. Aber Teetrinker sind sie hier eher nicht. Die Abendkarte wartet mit etlichen 600 Gramm Steaks auf – oh je, das ist mir zu viel (einst waren 120 Gramm ein übliches Abendessen!). Lieber ein einfaches Schnitzel, ja, das passt heute. Nur leider wog dieses vermutlich auch nicht viel weniger. Und die sagenhafte Klößesuppe als Vorspeise… Gerne hätte ich hier auch noch einen Nachtisch und Espresso genossen, aber derart satt war ich nach einem Hauptgang in diesem Leben sicherlich noch nie. Niemand im Gastraum ordert einen Nachtisch, und ich weiß nun, wieso.

Nach vergangener Nacht ist mein heutiges Zimmer eine regelrechte Wellness-Oase: Alles sauber, alles strukturiert, eine ordentliche Dusche mit temperierbarem Wasser, und ein Bett zum Wohlfühlen. Aber sollten meine Zehnnägel in nur zwei Tagen derart gewachsen sein? Nun ja, einen dritten Tag wird auch das noch gehen.

Bilder

Etappe 05: Blick von Langenburg ins Jagsttal Etappe 05: Abstieg ins Jagsttal Etappe 05: an der Jagst Etappe 05: entlang der Jagst


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