13. Etappe:Bebenhausen – Rottenburg
Video: Etappen 12+13
Checkliste
Region | Schönbuch & Neckar/Alb |
Länge | 19,7 km |
rauf & runter | ↑ 430 m, ↓ 430 m |
GPX Track | 13.gpx |
Datum | 08.05.2022 |
Wandernotizen
Das Frühstück-Buffet lässt eigentlich schon keine Wünsche übrig, dennoch werden einem weitere
inklusiv-Extras aus der Küche offeriert. Ich bekomme selbst einen akzeptablen Darjeeling mitsamt Teeuhr, eine auch
für bessere Hotels seltene Gegebenheit. Meine Freude hierüber trüben die stets in besseren Unterkünften
üblichen GästeHamster: Der Teller ist gar meisterhaft gefüllt (ich
hätte beim Tragen bedenken wegen vom Hügel flutschendem Lachs), doch manche kennen scheinbar weder Scham
noch Grenze: Hm, was könnte ich denn noch oben drauf beugen? Hey, aufwachen: Da passt wirklich nix mehr drauf!
Ein Buffet, bei dem garantiert nichts ausgeht sondern nachgelegt wird, und dazu Teller mit Mengen, die garantiert niemand
zu verspeisen vermag? Gier & Geiz als grundlegendes Lebensmotto ist die einzige Erklärung die ich zu finden vermag.
Bebenhausen liegt im Tal, und so beginnt meine heutige Etappe mit einem Anstieg. Die Wege hier sind mir gut bekannt, aber diesen hier bin ich bislang vermutlich nur hinab-, niemals aber aufgestiegen. Hoch ist doof. Schnell wird mir warm, und so geht es mit kurzen Ärmeln gen Tübingen. Rund um Tübingen bemerke ich, dass ungewöhnlich viele Leute unterwegs sind; Mit fortschreitender Uhrzeit neben Joggern, Radfahrern und Gassigehern auch vermehrt kleine Gruppen mit Rucksäcken. Tübingen selbst wird eigentlich geschickt integriert, geht es doch mit viel Grün durch das herrliche Tal des Käsenbachs vorbei am – mit welcher Methode auch immer ermittelten – Mittelpunkt Baden-Württembergs. Aber dieses Tübingen zieht sich gefühlt ohne Ende; Der Kamm des Schlossbergs wäre sicher schön, wäre er nicht in beide Richtungen derart verbaut, dass der Bürger ohne Besitz von Grund und Boden genau gar nichts mehr hiervon erspäht. Und das ist dann auch schon der wesentliche Eindruck, den Tübingen hinterlässt: Statt viel ökoligischem Bewusstsein ein extrem reiches, abgeschottetes Bürgertum, das sich so rein gar nicht um irgend ein Maß kümmert – hier werden die Ressourcen für ein Leben in Luxus und Egoismus verschwendet.
Ab dem Tiefenbach wird es richtig schön: Was zunächst als Kleinod startet wandelt sich mit dem Einbiegen in den Hirschauer Berg in Großes: Weite Blicke gen Süden lassen mich immer wieder anhalten und zur Kamera greifen. Zwar ist fernes an diesem Tag ein wenig trüb, aber Glück habe ich mit diesem Tag und dieser Sicht dennoch: Was für ein Panorama! Ein älteres Ehepaar sucht mit ihrem Smarty seinen Weg, und wie so oft werde ich nach erfolglosem rätseln angesprochen: Sie wollen von der Wurmlinger Kapelle zum Märchensee – wo finden sie denn diesen hier? Öhm … der liegt 180° in die andere Richtung; Leider sind sie Kilometerweit in die falsche Richtung gelaufen. Ein Smarty oder eine Webseite ist schlicht kein GPS-Gerät für eine Wanderung, auch wenn das manchen nicht erklärbar ist. Mittlerweile kommen mir ganze Wandergruppen entgegen, und mir dämmert: Es ist Muttertag; Solche Tage meide ich normalerweise komplett, und begebe mich lieber ein andermal vor die Türe.
Es wird die restlichen 8 Kilometer keinen Schatten geben. Zwar erreiche ich schöne (und manchmal sogar freie) Bänke, doch nach jedem kurzen Stopp merke ich: Hier wird es deutlich zu warm, nichts wie weiter. Nach lediglich 2 oder 3 Wochen Frühling ist es jetzt plötzlich schon Hochsommer. An der Wurmlinger Kapelle selbst ist es dann unangenehm heiß, und dank zusätzlichem Muttertag vermag ich diesen eigentlich tollen Flecken kaum zu genießen. Ich frage mich wie es hier wohl aussah, bevor die Christen kamen: Das würde mich viel mehr interessieren als diese Kapelle.
Das anschließende Wegstück gen Rottenburg mag für Radfahrer durchaus reizvoll sein, ich hingegen empfinde es nach den bisherigen Wegen schlicht als öde. Zahlreiche Radfahrer nutzen hier ihre Autobahn, die zugleich mein Wanderweg sein soll. Wobei ich kaum einen Radfahrer bemerke, vielmehr sind es fast ausschließlich Elektro-Roller, bei denen sporadisch auch mal jemand ein wenig an den Pedalen dreht… Die restliche Strecke ist abschätzbar, und ich kaufe mein Zugticket noch unterwegs per Smarty; Ich entscheide mich abermals für den vermeintlich längsten, aber gemütlicheren Weg via Horb (statt Tübingen und Herrenberg oder Stuttgart). Rund 4 Kilometer und knapp über eine Stunde Zeit – passt, die verbleibende Zeit teile ich mir ein. Der Himmel zieht ein wenig zu, doch statt kühler wird es nur noch drückender. Rottenburg selbst bedeutet leider +2 Kilometer durch die Stadt. Ich will flott hindurch, doch das ist gar nicht so einfach: Ausgerechnet heute ist hier Gauklerfest, einem internationalen und bekannten Fest für Straßenkünstler. Und auch die Geschäfte nutzen den Ansturm, und haben verkaufsoffen. Corona ist ja endlich besiegt, und so ist es hier und heute voller als auf jedem bisher von mir besuchten Straßenfest – zeitweise geht nix mehr.
Meinen Zug erreiche ich dennoch; Und währen beide alternativen Routen an diesem Tag im Desaster geendet wären (da die S-Bahn Linien S1 bis S6 teils komplett ausfielen bzw. ansonsten mit Verspätungen von mindestens einer Stunde angekündigt wurden), habe ich Glück, und lege meine 28 Kilometer in nur 2 Stunden zurück, indem ich zunächst 21 Kilometer in die falsche Richtung fahre.
Zu Hause stelle ich fest: Auch die heute getestete Standard-Wandersocke "Hiking" Rohners liefert ein perfektes Ergebnis ab, und auch die seit gestern verwendete Schuheinlage überzeugt abermals. Welch ein wundervolles und gelungenes Wochenende, trotz Massen, Muttertag und Mittagssonne.