15. Etappe:Hofgut Domäne – Burgfelden

Video: Etappen 14-17

Checkliste

RegionSchwäbische Alb
Länge21,3 km
rauf & runter↑ 850 m, ↓ 520 m
GPX Track15.gpx
Datum08.07.2022

 

Wandernotizen

E-Mails auf so einer Tour abzurufen kann keine gute Idee sein; Mich erreichte die Nachricht einer verblödeten, inkompetenten und extrem arroganten Baufirma mit kreativen Hirnwindungen und kruden Spekulationen, die auf meiner Seite trotz aller offensichtlicher Absurdität Anwaltskosten verursachen weden (und das ganz ohne mein Zutun!) – und so war die Nacht weniger erholsam. Aber gut, erst mal aufstehen. Zahnpasta auf die Zahnbürste, und es macht "pffft…" – aus der Tube kommt nur noch Luft raus, dabei ist die doch nagelneu! Nun gut, für diese Tour dürfte die verbleibende Menge gerade so noch genügen. Mein Frühstück muntert mich auch nur wenig auf, und mit 8 Uhr begebe ich mich so zeitig wie irgend möglich auf meinen Weg: Der doppelte Aufstieg auf den Albtrauf über die Zollernburg beginnt. Im Hotel wird mir noch gesagt, dass ich mir mit dieser Etappe viel vorgenommen hätte. Erinnerungen an den HW 5 werden wach, da wurde mir das vor dem Albaufstieg auch gesagt – und behielt sowas von Recht…

Die Zollernburg stets im Blick wandert das Tal immer tiefer. Als mich mein Weg letztlich in bewaldetes führt fehlt mir fortan jener Höhenkompass, und ich schreite gleich einem Uhrwerk einfach immer weiter bergan. Als dann die Burg erreicht ist stehe ich vor einer Wegsperrung: Eigentlich sollte ich die Burg umrunden, doch aktuell ist dies gar nicht möglich. Ich beschließe die Umrundung in anderer Richtung so weit möglich zu gehen, und erreiche dort lediglich das Burgtor – direkt danach beginnt die rückseitige Sperrung (den GPX-Track habe ich entsprechend modifiziert). Schade, so habe ich dank Bewuchs keinen Ausblick erhalten, und praktisch auch nichts von der Burg gesehen; Aktuell ist es sinnfrei diesen Weg hier herauf zu führen, denn auch eine Besichtigung ist als Wanderer kaum möglich: Man muss sein Ticket zuvor online kaufen, um dann zum erhaltenen Zeitfenster vor den Toren zu erscheinen. Das kann der Tourist, nicht aber der Fernwanderer. Und zu meiner frühen Stunde wird ohnehin kein Zeitfenster aufgetan, noch ist verschlossen. Sinn hingegen macht der atemberaubende Blick vom Zeller Horn auf die Burg Hohenzollern; Doch hierfür muss erst nochmals abgestiegen, und erneut aufgestiegen werden. Einen Weg erwarte ich hierbei mit Spannung, denn er ist in meiner Karte als T2 vermerkt. Doch weit gefehlt: Hier hat jemand "ein wenig steil" mit "alpinem Anspruch" gleich gesetzt, das ist ein normaler Pfad. Beim Aufstieg nutze ich aber an einem anderen Wegstück zum ersten mal den alpinen Griff meiner Trekkingstöcke: Feine Sache, und werde ich die kommenden Tage noch öfter nutzen.

Oben am Zeller Horn angekommen werde ich mit einem "das lohnt doch immer wieder" begrüßt. Definitiv. Geiler Flecken. Und beide Aufstiege entpuppten sich als sehr viel weniger anstrengend als erwartet. Ich erinnere mich an zwei vergangene Aufstiege bzw. Pässe, bei denen ich ohne zu schnaufen oben ankam und ungläubig angeschaut wurde. Ein Rentnerpaar meint zu mir sie würden schon bei meinem Anblick frieren, trage ich doch T-Shirt und kurze Hosen (¾, um genau zu sein); Ich entgegne ich komme von da unten, nicht vom Parkplatz auf der Hochfläche – und ernte Hochachtung; Dann sei mir freilich warm genug. Dabei finde ich es tatsächlich warm genug, und auch bei ausgedehnten Pausen poppt eher der Gedanke "ganz schön warm heute" statt einem "ich sollte was überziehen" auf. Meine Zeitmesser zeigen 10 Uhr; Ich hoffte bis Mittag an diesem Fleck zu stehen und weiß nun: Die heute verbleibende Strecke darf ich in aller Ruhe genießen, und: bummle mit vielen, vielen Pausen. Super. Ab hier verläuft mein Weg auch bis Sonntag Mittag gemeinsam mit dem HW 1, einem Garant für eine eindrucksvolle Wanderung, vielen Aussichtspunkten, abwechslungsreichen Wegen und endlich auch: vielen Rastmöglichkeiten; Was ich heute und morgen laufen darf ist mir allerdings bereits bekannt, der Sonntag hingegen wird Neuland. Bei perfektem Wanderwetter kommt mir eine Traufgängerin entgegen und ist – zu Recht – beeindruckt vom hier gebotenen. Ich erkunde mich nach ihrer Route und erkläre ihr: Das wird noch besser als jener Fleck, an dem wir uns gerade begegnet sind.

Mein letzter Anstieg des Tages führt mich auf den Böllat, einem recht massiven Aussichtfelsen. Der Anstieg hat es definitiv in sich, doch schon oben angekommen denke ich: Diese Etappe hätte ich wirklich deutlich länger planen können. Auf dem Böllat werde ich abermals mit einem "das lohnt doch immer wieder" begrüßt. Ich plaudere ausgiebig mit der alten Dame und genieße den Ausblick, sind es doch nur noch wenige hundert Meter zum Hotel, und trotz größter Mühen beim Trödeln und Pausieren: Es schlägt gerade mal 16 Uhr. Mein Hotel wartet mit sympathischen Wirtsleuten und reichlich Charme auf, doch an allen Ecken und Enden blicken die einfachen Mitteln hervor, mit denen hier gearbeitet wird. Das soll kein Nachteil sein, doch irgend wie fehlt mir der Guss, der grundlegende Gedanke, mit dem hier agiert wird. Ich frage mich, wie lange die Wirtsleute hier schon aktiv sind, wann übernommen wurde – das würde allerhand erklären. Anyway, hier fühle ich mich wohl und gebe gerne ein ordentliches Trinkgeld, und: erhalte es zurück, das sei zu viel. Okay, ich gab mehr als die üblichen 10%, aber 12% fand ich angemessener als die nun akzeptierten 4%…

Welch schöner Tag! Mein Weg war mindestens so schön wie ohnehin erwartet, und noch schöner als in meiner Erinnerung.

Bilder

Etappe 15: auf dem Zeller Horn Etappe 15: über der Raichberg Etappe 15: Blick vom Albtrauf Etappe 15: auf dem Böllat


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