17. Etappe:Schömberg – Spaichingen
Video: Etappen 14-17
Checkliste
Region | Schwäbische Alb |
Länge | 26,6 km |
rauf & runter | ↑ 820 m, ↓ 820 m |
GPX Track | 17.gpx |
Datum | 10.07.2022 |
Wandernotizen
Das Frühstücksbuffet ist zwar umfangreich, doch leider ohne Schwarztee. Da es aber ohnehin keine wertigen Tees gibt, dürfte ich beim Fehlenden sicher nichts verpasst haben. Ich bezahle noch die auf dem Zimmer vorgefundene Schokolade und Sprudel, kaufe zudem zwei Brezeln und begebe mich auf den einstündigen Rückweg zu meinem Trail. Gerne hätte ich mir die erneute Begehung dieses öden Asphaltstücks erspart und den Bus genommen, doch bevor mein Bus mich an diesem Tag zu meinem Ziel befördern würde bin ich diese Distanz dreimal gelaufen. Und ich stauen wie viele außer mir diesen trostlosen Abschnitt aus freien Stücken an einem Sonntag zu früher Stunde nutzen.
Der Morgen ist recht kühl, und der Albtrauf von Wolken verhangen. Zwar wäre Fernsicht vom Lemberg – dem höchsten Fleck der Schwäbischen Alb mitsamt Aussichtsturm – ganz nett, aber da es sogleich bergan geht … kühl ist definitiv warm genug. Und während ich die vergangene Strecke am Albtrauf bereits kannte, folgt heute nun der südlichste, mir unbekannte Abschnitt:
Mit dem Oberhohenberg wird heute erstmals die 1000 Meter Marke überschritten, doch hier oben sind mir bereits zu viele Besucher: Die dortige Ruine ist mit einem begehbaren Gitterrost überbaut, doch ich begebe mich ohne nähere Begutachtung schon nach wenigen Augenblicken weiter auf meinen Weg. Und irgend wie hat dieser einen Hauch vom Schwarzwald, aber dennoch: Ein richtig schöner, und daher wohl auch bis zum Lemberg gut frequentierter Weg. Dort angekommen freue ich mich auf den unverschlossenen Aussichtsturm, der sich nunmehr wolkenlos präsentiert. Nix wie hoch auf diese 1899 erbaute und 30 Meter hohe Stahlkonstruktion (Trittflächen: Holz); Doch oben angekommen will sich kein Wohlbefinden einstellen: Eine Hand will stets an einer sicheren Stelle verweilen, und ob nun Smartphone oder Actioncam – stets fürchte ich dieser dort oben verlustig zu werden. Eine kleine Gruppe demonstriert wie sehr der Turm zu wackeln vermag, und ich bin doch froh als meine Füße wieder festes verspüren. Aber die Aussicht war schon nicht schlecht. Der Turm muss etwa alle 25 Jahre aufwändig saniert werden, und dass die letzte Sanierung im ausklingenden Jahrtausend stattfand unterstreicht meinen Gesamteindruck. Gerne hätte ich hier ein Apfelschorle bei der dortigen Albvereinshütte genossen, doch ausgerechnet für den heutigen Tag wird um Verständnis gebeten, dass die Hütte zu bleibt.
Es geht hinein nach Gosheim. Die Ortschaft selbst ist auf einem Hochplateau zwar toll gelegen, doch hinterlässt sie einen trostlosen Eindruck. Dennoch nutze ich die Gelegenheit und trinke dort nun gleich zwei Apfelschorle. Es folgt ein steiler Anstieg auf den Kehlen, und mit diesem ein herrliches Wegstück nach Klippeneck: Stets am Albtrauf mit Aussicht, Wiesen und Waldrändern. Und so folgt alsbald die nächste Rast. Zwei Fernwanderer mit schwerem Gepäck kommen aus südlicher Richtung, und wir plaudern kurz – sie sind auf den HW 1 gestartet.
Der Dreifaltigkeitsberg scheint heute Spaichingens Ausflugsziel #1 zu sein, der Weg wird voller und voller. Oben befindet sich eine Gastronomie, und der Weg vom Parkplatz dort hin ist an Wochenenden für Kraftfahrzeuge gesperrt. Leider aber nur via Schild statt Schranke, und da Leute mit protzigen Autos scheinbar weder Schilder lesen können, noch über Gemeinschaftssinn verfügen, muss ich auf meinem Weg das Feld für diese räumen. Nun folgt lediglich noch der Abstieg hinab zum Spaichinger Bahnhof. Und das sind ordentlich Höhenmeter. Noch fast ganz oben um die erste Biegung kommt mir eine junge Frau mit ihrer Tochter entgegen, sichtlich geschafft ob der Strapazen. Ich zolle meinen Respekt. Und ich ermuntere sie: Fast geschafft, nur noch wenige Meter! Ein wenig Freude kehrt in ihr Gesicht zurück – doch sie werde das nie wieder laufen, erklärt sie mir.
Bei meiner Bahnfahrt entscheide ich mich für die erste Klasse – über eine Stunde im vermutlich vollen IC lassen mich freiwillig auf die Nutzung meines vorhandenen "9 € Tickets" verzichten. Eine sehr gute Entscheidung, denn die 1. Klasse ist komplett leer, während in der zweiten Klasse tatsächlich schon gestanden wird. Ein weiteres Apfelschorle sowie mehrere kostenlose "Snacks" machen diese Fahrt nochmals komfortabler. Und meine Güte: War ich die vergangenen Tage weit, weit weg – der Start liegt gefühlt ewig zurück. Und der heutige Tag hatte zwar seine öden Passagen, aber dafür auch ganz famose Highlights.